Angelis Kerker

cf: Anwesen der Angelis

Die Kerker waren uralt und befanden sich direkt unter dem Haus des Clans. Nur selten wurde hier jemand gefangen gehalten. Hier unten war es kalt und feucht. Kein angenehmer Ort.
Kaum war die Meute am unteren Ende der Treppe angelangt, packten die Männer Ricc und zogen im die Füße weg. Ricc beschloss, das er am besten erst einmal so tat, als sei er bewusstlos. So schloss er die Augen und lies den Kopf hängen, während er zu einer Zelle geschleift wurde. Diese lag, das wusste er von Scar, direkt neben der von Summer Carnevare. Man konnte von einer Zelle zur anderen sehen, doch dazwischen war neue moderne Gitter angebracht.
Ohne Rücksicht schleiften legten die Männer ihn in der Zelle ab.
Ricc blieb regungslos liegen, wollte die Begegnung mit der Carnevare hinauszögern.

Summer beobachtete die Szene und wartet bis die Männer verschwunden waren. Leise und bedächtigt schritt sie auf die Gitterstäbe zu, die die beiden Zellen trennten. Sie waren gerade weit genug auseinander, damit sie ihren Arm und einen großen Teil der Schulter hätte hindurch schieben können.
"Bist du ok?"
Die Gestalt regte sich nicht. Mit ihrem Blick suchte sie nach Anzeichen des Atems und ja, die Brust des Jungen, denn er war nicht viel älter als sie selbst, hob und senkte sich schwerlich. Zumindest lebte er noch, schien aber bewusstlos zu sein. Deshalb beschloss sie auch sich nicht weiter um ihn zu kümmern, sie konnte ja doch nichts tun.

Zittrig und schwach erreichte die weibliche Stimme seine Ohren. Sie schien mitgenommener zu sein, als er befürchtet hatte. Sekundenlang überlegte Ricc ob er schon jetzt antworten sollte, doch etwas lies ihn stumm verharren. Er blieb liegen, der schwere Kopf schmerzend auf den eisigen Stein gelegt, alle Muskeln völlig entspannt.
Die Leere seines Kopfes erfüllte ihn voll und ganz, weder Gedanken noch Gefühle schienen je existiert zu haben. Ricc liebte solche Momente des inneren Nichts, in denen er weder glücklich noch traurig war. Dieses Gefühl half ihm sehr seine Bewusstlosigkeit vorzutäuschen.
Doch nach einer gefühlten viertel Stunde schlug er schwerlich die Augen auf, und reckte die steifen Glieder. Sein Verstand war noch etwas benebelt von der eben erst vergangenen Leere als er sich vorsichtig aufsetzte und an die Wand lehnte.
Er lies ein paar unechte Stöhner ertönen und gab sich jede Mühe seinen Blich schwer und glasig wirken zu lassen.

Seine Füße scharten auf dem steinigen Boden und liesen Summer aufblicken. Der junge Mann, der Fremde hatte sich mühevoll aufgesetzt. Nun saß er, mit dem Kopf an die Wand gelehnt da, die Augen geschlossen. Die Laute die schwerlichst seiner Kehle entrannen klang schmerzvoll und leidend.
Jetzt wo er wach war, wusste sie nicht, ob es tatsächlich allzu klug war, ihn anzusprechen. Denn weder wusste sie wer er war, noch warum er hier saß. All die Jahre in der Cosa Nostra hatten sie gelehrt vorsichtig zu sein und selten jemandem zu trauen. Bisher hatte sich dies oft auch als klug erwiesen, die Mafia wimmelte nur so von Verrätern. Dennoch nahm sie all ihren Mut zusammen und schob sich in Richtung der Gitterstäbe.